Die Geschichte der Klimaanlage | Klimaworld

Die Geschichte der Klimaanlage – vom Thronsaal bis ins Eigenheim

Der Klimawandel zeigt sich seit den letzten Jahren in erbarmungslosen Hitzewellen im Sommer und eisigen Temperaturstürzen im Winter. Trotz dieser Umstände haben im Jahr 2017 nur etwa drei Prozent der Deutschen eine Klimaanlage zu Hause. Die Klimaanlage sorgt dafür, dass es in der Behausung konstant angenehm bleibt. Sie verschafft im Sommer eine kühle und erfrischende Temperatur, während sie im Winter ein flauschig warmes Ambiente bietet. Obwohl die moderne Klimaanlage, wie wir sie kennen, erst vor knapp 100 Jahren erfunden wurde, bedient sich die Menschheit schon seit dem 13. Jahrhundert vor Christus eines Lüftungssystems, welches die Temperatur im Gemäuer alter Paläste und robusten Herrenhäusern geregelt hatte.

> Wie hielten die Ägypter sich kühl? 
> Was sind Windtürme und Aquädukte?
> Wie half die Luft dabei, Hitze zu übertragen?
> Wie funktionierten Untergrundhäuser?
> Wie schützten massive Steinhäuser vor Wetter und Angreifern?
> Wie halfen hohe Decken gegen die Temperaturen?
> Wie man sich durch Bäume vor Hitze schützen konnte
> Wie manche Menschen draußen auf der Veranda schliefen
> Wer war der Erfinder der modernen Klimaanlage?

Das wussten schon die alten Ägypter: Wasser erfrischt!

 

In Ägypten herrschen subtropische Temperaturen und gerade in der Zeit vor Klimaanlagen hatten die Bewohner sehr mit der trockenen Hitze zu kämpfen. Ausgeklügelte Wasserrohre um die Häuser sollten daher Kühlung verschaffen, aber auch sonst bedienten sich die alten Ägypter einer ganz einfachen und uralten Quelle für Erfrischungen: Wasser. Sie tränkten ihre Matratzen und Möbel in Wasser und ließen diese durch die heißen Temperaturen trocknen. Der dabei entstandene Wasserdampf half dabei die Behausung zu kühlen.

Windtürme und Aquädukte – architektonische Wunder der Bronzezeit

Windtürme waren eine raffinierte Art, Gebäude auszukühlen, die hauptsächlich in Persien verwendet wurde. Der erste datierte Windturm geht ebenfalls auf die Ägypter zurück, die schon 1.300 vor Christus mit diesen Türmen ihre Häuser kühlten. Die ‚Magie‘ dieser Türme befand sich in ihrer Bauweise. Hoch über den Gebäuden befanden sich mehrere Schächte, die genau in die Richtung ausgerichtet waren, von der der Wind kam. Der Wind wurde in die Vertiefungen eingefangen und nach unten in das Innere der Gebäude geleitet. Die Türme fungierten wie eine primitive Klimaanlage.

Segovia

Aquädukte waren ein Bauwerk der alten Römer. Diese Meister der Architektur erschufen gewaltige Wasserleitsysteme, um das Wasser auch über längere Distanzen problemlos zu transferieren.
Die Aquädukte hatten die Form von unterirdischen Tunneln, ganze tiefgelegene Netzwerke von Kanälen verliefen unter den römischen Städten und versorgten sie mit dem wichtigen Elixier des Lebens. Neben der Versorgung ihrer Felder, Trinkwasser und öffentlichen Bädern, nutzten die Römer ihre Aquädukte im Sommer zur Kühlung ihrer Häuser. Indem sie das Wasser durch die Rohre der Aquädukte pumpten, die auch in den Wänden der Häuser verbaut waren, kühlten sie die Gebäude wie eine Klimaanlage. Dieses Privileg war allerdings nur den wohlhabenden Leuten vorbehalten, die sich einen direkten Anbau an diese Systeme auch leisten konnten.

Die Luft als Träger für Hitze

Um Paläste, Herrenhäuser und Villen zu beheizen, wurden damals schon Wärmeluftheizungen verwendet. Dieses System ermöglicht den Transfer der Wärme ohne Zwischenträger und verteilte die Warmluft im Gebäude. Bei kleinen Anlagen half die Zirkulation der Schwerkraft, um die warme Luft gleichmäßig zu verteilen. Denn heiße Luft steigt ja bekanntlich auf. Bei größeren Anlagen hingegen gab es Ventilatoren.

Ohne Klimaanlage in den Sommer? Ab in den Untergrund!

Leider halfen diese Lüfter nur gegen Kälte. Wenn die Sommer damals heiß wurden, gab es noch keine kühlende Wundermaschine dagegen. Aber unsere Vorfahren waren clever und hatten ihre ganz eigenen Methoden, um im die heißen Temperaturen des Sommers ertragen zu können.
So verlagerten clevere Zeitzeugen Ihr Wohnstätte beispielsweise in den Untergrund. Höhlensysteme und tiefe Kellergewölbe waren keine Seltenheit und einige Städte wurden sogar gänzlich im Untergrund ausgebaut aufgrund des heißen Klimas. Davon kann man noch immer Überreste auf der Welt finden, zum Beispiel in der türkischen Region Kappadokien, die im Zentrum ihres Landes liegt und für ihre „Feenkamine“ bekannt geworden ist. Die unterirdischen Kanäle sorgten verteilten die angenehmen frischen Temperaturen in den Zwischenwänden, so dass damit ganze Kühllager für Lebensmittel und Eis geschaffen werden konnten.

Schutz vor Angriffen und Hitze. Massive Steinhäuser

 

 

Schon seit jeher werden Häuser aus Ziegelsteinen oder anderen ähnlichen Materialien verbaut. Das älteste verzeichnete Bauwerk hierfür führt in das 14. Jahrhundert. Früher wehrten diese robusten Bauten Angriffe von Pfeilen ab oder schützten davor, bei Bränden komplett bis auf die Grundmauern einzustürzen und zu verbrennen. Die Erbauer dieser Häuser hatten mit den dicken Wänden aber einen noch grundlegenderen Hintergedanken: Die Kühlung durch die thermische Masse, die die dicken Wände durch die Absorbierung von Energie und Wärme abgaben. Dadurch konnte sowohl im Sommer eine kühle Innentemperatur gewährleistet werden, die die isolierte Wärme im Winter wieder in das Gebäude abgab. Also war es im Winter wieder warm und die kalte Luft wurde von den Wänden wieder für den nächsten Sommer isoliert.

Hohe Decken liefern hohe Temperatur

Nicht nur die Wände sorgten für eine natürliche Kühlung, auch die Innenbauweise des Hauses verhalf bei der Regelung. So hatten die Häuser im 17. bis 19. Jahrhundert sehr hohe Räume. Die Decke befand sich für gewöhnlich 5 - 7 Meter oberhalb des Raumes. Zusätzlich halfen Kamine, die Hitze aus dem unteren Bereich des Raumes zu filtern und in den oberen Bereich auszustoßen. So sammelte sich die Wärme oben an der Decke, während die gefühlte Temperatur weit darunter lag. Zusätzlich gab es hoch oben ein Fenster, welches geöffnet die warme Luft hinaustrug.

Der Baum dein Freund: Natürliche Schattenspender gegen die Sonne

In den Sommern des 17. bis 18. Jahrhunderts hatten die Häuser damals das größte Problem vor Hitze, wenn die gebündelten Sonnenstrahlen durch das Fenster schienen und den Raum erhitzt hatten. Um dem vorzubeugen, pflanzten die Bewohner der Häuser Bäume vor ihre Fenster, damit die Schatten der Bäume die Sonnenstrahlen abfangen konnten und ihre Behausung kühler blieb. Ein hübscher Nebeneffekt bot sich im Herbst. Denn wenn die Blätter der Bäume im Herbst heruntergefallen waren, konnten die letzten Sonnenstrahlen des Herbstes wieder aufgefangen werden und wärmten das Haus wieder etwas für den bevorstehenden Winter vor. Ein weiterer Vorteil der Bäume war, dass sie kalte Luftströme durch ihre Zweige und Äste abschwächten und die kalte Luft mit verminderter Stärke trafen.

Fast wie Camping Anfang des 20. Jahrhunderts – nur ohne Zelt und Schlafsack

Wenn es im eigenen Haus nachts heißer war als draußen, was macht man dann ohne einen Regler für die Temperatur? Ganz einfach: Man schläft einfach auf der eigenen Veranda! Oder, wenn man keine hatte, einfach zum Nachbarn gehen und dort auf dessen Veranda übernachten. Genauso behalfen sich die Menschen damals, wenn es ihnen im Haus zu heiß wurde beim Schlafen. Auf der Veranda war ein Schaukelstuhl, der tagsüber zum Entspannen gedacht war. Nachts entpuppte sich der Sitz des tabak-rauchenden Großväterchens dann als idealer Schlafplatz. Frische Luft mit angenehmer Brise und die Geräuschkulisse der Nacht wiegten in einen sanften Schlaf.

Das Leben ohne Klimaanlagen war mit Sicherheit nicht einfach, aber unsere Vorfahren haben sich mit ihrem Ideenreichtum durchgesetzt und einiges davon wird auch heute noch gerne verwendet. Besonders in heißeren Gebieten.

Willis Carrier: Erfinder der modernen Klimaanlage

Auf der Veranda schlafen war zwar eine nette Zwischenlösung, half jedoch nur geringfügig. Denn es gab zwei Jahre in Folge einen so extremen Rekordsommer um 1900, dass die herkömmlichen Methoden, sein Eigenheim oder den Arbeitsplatz zu kühlen, nicht mehr halfen. Es musste eine künstliche Maschine her, die alles regulieren konnte. Das war die Sternenstunde des jungen Erfinders Willis Carrier, der im Alter von 25 das Leben aller Hitzegepeinigten für immer änderte.

Zunächst entwickelte er nur ein primitives Kühlungssystem, um die Austrocknung eines Druckers zu verhindern. Dazu benutzte er einen Industrieventilator, um kalte Luft über Dampfspulen mit eiskaltem Wasser zu blasen. Dadurch kondensierte die Trockenheit und wurde von den Spulen abgefangen. Kalte Umluft war die Folge. Schon bald bemerkte er, dass sich auch die Leute durch diesen Prozess wohler fühlten und ein Geistesblitz durchzog den jungen Erfinder.

1922 war es soweit. Carrier stellte den ersten zentrifugalen Gefrierkompressor vor, den Vorläufer der modernen Klimaanlage. Aber auch noch vor dieser Erfindung nutzten beispielsweise Doktoren zerschlagenes Eis, um Fieberpatienten zu kühlen.

Zu der Zeit war der Kompressor nur für die reicheren Leute bezahlbar, da der Preis durch die große Beliebtheit durch die Decke ging. Erst am Ende des zweiten Weltkrieges, 1945, wurden die Geräte preislich erschwinglicher für Privathaushalte. Vorher galt eine derartige Anlage als Luxus.

Zuerst waren Klimaanlagen nur in einigen Kinos und Lichtspielhäusern vertreten. Die angenehme Klimatisierung brachte den Unternehmen einen massiven Zulauf an Besuchern und die massive Investition von beachtlichen 40.000 US-Dollar (die mittlerweile durch Inflation über 450.000 US-Dollar sind) rentierte sich bereits nach den ersten drei Monaten.

Weitere Unternehmen folgten und auch die Entwicklung war in vollem Gange. In den 1960er Jahren begannen Klimaanlagen endlich Standard in mittelständischen Wohnhäusern zu werden. Eine kolossale Anzahl an Auswanderern aus ihrer heißen Heimat überrannte den amerikanischen Wohnmarkt.

Die moderne Technik entwickelte sich seit dieser Zeit kontinuierlich weiter und Klimaanlagen haben heutzutage einen festen, fast schon selbstverständlichen Stellenwert im Haushalt. Inzwischen werden Klimaanlagen je nach der Hausbauweise auch zum Heizen benutzt. Das klappt besonders gut in Kombination mit Bodenheizungen oder Photovoltaikanlagen.

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