Ist eine Pelletheizung CO2-neutral? | Klimaworld

Ist eine Pelletheizung CO₂-neutral? 

Wenn es um möglichst klimaverträgliche Heizungsoptionen geht, werden Pellets immer als eine der ersten Optionen genannt. Ihnen eilt der Ruf voraus, völlig CO₂-neutral zu sein, beim Verbrennen also nur die Menge an Kohlendioxid in die Atmosphäre abzugeben, die sie im Laufe der Jahrzehnte als Baum auch aufgenommen haben. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Frage, ob eine Pelletheizung tatsächlich CO₂-neutral ist.  

> Holzpellets und ihr guter Ruf 
> Holzpellets und ihr CO₂-Ausstoß: Das große Problem 
> Weitere ökologische Nachteile von Pellets
> Warum Sie sich trotzdem für eine Pelletheizung entscheiden sollten 

Holzpellets und ihr guter Ruf 

Holz ist der einzige Rohstoff, der CO₂-neutral verbrannt werden kann. Der Grund dafür: Bei der Verbrennung wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie der Baum während seines Wachstums in sich aufgenommen hat. Anders als bei fossilen Energiequellen, wie etwa Kohle oder Öl entsteht bei der Verfeuerung von Holzpellets kein zusätzliches CO₂, das heißt, eine beschleunigende Wirkung auf den Treibhauseffekt gibt es nicht. 

Das ist allerdings nicht der einzige Vorteil von Pellets. Die kleinen runden Stäbchen bestehen zu 70 % aus Abfällen der Holzindustrie (Sägemehl etc.). Die Herstellung ist somit ausgesprochen ressourcenschonend. 

Pellets statt Kohle 

In manchen Ländern der Europäischen Union haben Holzpellets mittlerweile sogar Kohle als Energielieferant Nummer eins in vielen Kraftwerken verdrängt. Dänemark und die Niederlande setzen etwa völlig auf Pellets und verbessern damit ihre CO₂-Bilanz deutlich. 

Allerdings sind diese Vorteile lediglich eine Seite der Medaille. Wie jeder andere Brennstoff bringen auch die Holzpellets durchaus einige Nachteile mit sich. Und einer davon macht schnell Schluss mit der vermeintlichen CO₂-Neutralität. 

Holzpellets und ihr CO₂-Ausstoß: Das große Problem 

Grundsätzlich ist die Behauptung korrekt, dass durch das Verbrennen von Holz nur so viel CO₂ freigesetzt wird, wie der Baum aufgenommen hat. Es ist also richtig, hier von einem CO₂-Kreislauf zu sprechen. Allerdings gibt es da ein Problem. 

Dort, wo eine große Menge an Pellets verheizt wird, wird auch eine große Menge an CO₂ abgegeben. Ein massiver Ausstoß in sehr kurzer Zeit. Und dieser verändert die CO₂-Bilanz negativ. Das Kohlendioxid bleibt ja in der Atmosphäre, und zwar so lange, bis Bäume nachgewachsen sind, die es wieder aufnehmen können. Das passiert allerdings nicht von heute auf morgen. Bäume benötigen eine gewisse Zeit, um eine Größe zu erreichen, die ihnen erlaubt einen großen Anteil an CO₂ aus der Luft zu filtern. Wir reden hier von mehreren Jahrzehnten, also 30 bis teilweise sogar 60 Jahre. 

Allerdings ist es angesichts des weltweiten Klimawandels ungemein wichtig, immer weniger CO₂ in die Atmosphäre zu bringen. Glücklicherweise gibt es heute mehrere Methoden, um den Ausstoß zu verringern. Das Verbrennen von Holzpellets gehört allerdings nicht dazu. 

Weitere ökologische Nachteile von Pellets 

Neben der kurzfristigen Spitze im CO₂-Ausstoß bringen Pellets weitere Nachteile mit sich. Genauer gesagt sind die Produktion und der Vertrieb nicht zu ignorierende Problemfelder.

  • Pelletproduktion: Durch die steigende Nachfrage nach Pellets steigt gleichzeitig der Bedarf an Holz. Zwar finden bei der Pelletherstellung nur Abfälle Verwendung, aber auch die waren einmal ein Baum. Üblicherweise entscheiden sich Waldbesitzer nicht frühzeitig dafür, einen Baum zu fällen und ihn zu entnehmen. Er garantiert erst dann Ertrag, wenn er eine gewisse Größe erreicht hat und das Holz weiterverarbeitet werden kann. Nun besteht ein Wald natürlich nicht nur aus großen, mächtigen Bäumen. Es gibt auch kleinere Exemplare, die üblicherweise für die Holzindustrie (noch) uninteressant wären. Durch den gesteigerten Bedarf rücken jetzt aber auch diese kleinen, unscheinbaren und dünnen Bäume in den Fokus der wirtschaftlichen Aufmerksamkeit. Sie werden immer früher gefällt und zu Pellets verarbeitet. So dünnen Wälder mehr und mehr aus. Für die Pelletproduktion werden sie dann oftmals als Fichtenplantage wieder aufgeforstet. Darunter leidet wiederum die ökologische Vielfalt.
  • Pellettransport: Die europäische Pelletproduktion kann den Bedarf des gesamten Kontinents längst nicht mehr decken. Anbietern bleibt also meist nichts anderes übrig, als die kleinen Holzstäbchen zu importieren. Herkunftsland Nummer eins sind dabei die USA. Zum CO₂-Ausstoß beim Verbrennen der Pellets kommt zusätzlich also noch jener Anteil darauf, der beim Transport über den großen Teich entsteht. Die CO₂-Neutralität lässt sich somit in vielen Fällen nicht einmal mehr auf dem Papier erreichen.

Warum Sie sich trotzdem für eine Pelletheizung entscheiden sollten 

Bei all den beschriebenen Nachteilen von Pellets könnte man meinen, ab jetzt einen weiten Bogen um die vermeintlich CO₂-neutrale Energiequelle machen zu müssen. Das ist allerdings falsch. Wir haben Gründe gesammelt, warum die Anschaffung einer Pelletheizung trotz aller Schattenseiten immer noch eine gute Idee ist.

  • Energiebilanz: Für die Herstellung aller Arten von Brennstoffen ist ein gewisses Maß an Energie notwendig. Die Menge variiert je nach Brennstoff. Holzpellets finden sich dabei am unteren Ende der Palette wieder. Bezogen auf den schlussendlichen Brennwert liegt der Energieaufwand für die Herstellung von Pellets aus trockenen Sägespänen bei lediglich 2,7 %. Bei Pellets aus Rohholz sind es 5,5 %. Und das ist lediglich etwas mehr als die Hälfte als bei Erdgas (10 %). Für Heizöl beträgt der Energieaufwand 12 %, am schlechtesten schneidet Flüssiggas ab (14,5 %).
  • Regionalität: Der überwiegende Großteil der in Deutschland verfeuerten Pellets stammt auch aus Deutschland. Das Holz wurde deutschen Wäldern entnommen und hier verarbeitet. Entsprechend kurz sind die Transportwege. Zudem ist Deutschland der größte Pelletproduzent Europas.
  • Wachsende Wälder: Während in anderen Bereichen Europas die Wälder schrumpfen, wachsen sie in Deutschland seit Jahren deutlich. Daran ändert auch der steigende Bedarf an Holzpellets nichts. 
  • Niedrige Emissionen: Verglichen mit fossilen Brennstoffen verursachen Pellets deutlich weniger CO₂-Emissionen. In die offiziellen Angaben fließt dabei nicht nur jener Anteil ein, der bei der Verbrennung entsteht. Miteinbezogen werden auch die Emissionen der Bereitstellung (also Holzschlag, Produktion und Transport). Pellets kommen so auf einen Wert von 22 g CO₂ je erzeugter Kilowattstunde. Betrachtet man nur alleine die Bereitstellung, liegen Erdgas und Heizöl mit 35 g bzw. 47 g bereits deutlich über Pellets. Kommt dann auch noch der Anteil der Verbrennung dazu, wird es noch deutlicher. Bei Erdgas betragen die Gesamtemissionen rund 247 g, bei Erdöl gar 318 g. 
  • Technischer Fortschritt: Weltweit arbeiten jeden Tag hunderte bis tausende Ingenieure und Forscher daran, unsere Heiztechnik weiterzuentwickeln und sauberer zu machen. Die Abgaswerte verbessern sich dadurch kontinuierlich, die Emissionen nehmen ab. Das gilt natürlich auch für Pelletheizungen. Moderne Anlagen erfüllen heute alle umwelttechnisch relevanten Vorgaben und Richtlinien. Die Belastung für die Umwelt nimmt kontinuierlich ab. 
  • Förderung: Da es sich bei einer Pelletheizung um eine Biomasseanlage handelt, kann ihr Einbau im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bezuschusst werden. Näheres zu aktuellen Fördersätzen erfahren Sie im Artikel Alle Infos zu BEG und BAFA – Welche Heizungen, Voraussetzungen, Förderhöhe”. 

Kombination mit Solarthermie 

Eine Solarthermieanlage ermöglicht die klimafreundliche und völlig CO₂-neutrale Bereitstellung von Warmwasser. Wer nun seine Pelletheizung mit einer derartigen Anlage kombiniert, kann nochmals deutlich Emissionen einsparen und so einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz liefern. 

Fazit: Pelletheizungen und der Klimaschutz 

Nein, Pelletheizungen sind nicht CO₂-neutral. Über einen langen Zeitraum gesehen hält der Brennstoff zwar tatsächlich ein CO₂-Gleichgewicht, in der aktuellen prekären Situation hilft dieser Umstand aber nicht weiter. Durch den Pellet-Boom werden täglich Unmengen an Holz verfeuert, dabei gelangt ein enorm viel Kohlendioxid in die Atmosphäre. Bis wieder genug Bäume nachgewachsen sind, um dieses CO₂ zu binden, dauert es Jahrzehnte. 

Trotz der negativen Seiten ist der Einbau einer Pelletheizung aber dennoch eine gute Idee. Unterm Strich ist der Brennstoff nämlich deutlich umweltverträglicher als zum Beispiel fossile Energiequellen wie Erdöl oder Erdgas. Die Emissionen sind niedriger, die Transportwege sind kürzer, die Energiebilanz ist besser. Besonders dann, wenn Sie auf Pellets aus nachhaltiger Produktion setzen. 

Sie können sich also ruhigen Gewissens für eine Pelletheizung entscheiden. Besonders vor dem Hintergrund, dass technologische Fortschritte für immer weniger Emissionen und eine schadstofffreiere Verbrennung sorgen. Und speziell dann, wenn Sie die Heizung mit einer Solarthermieanlage für die Bereitstellung von Warmwasser kombinieren. 

Und überhaupt: Jegliche Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen ist in der derzeitigen Lage willkommen. Die Anschaffung einer Pelletheizung stellt in diesem Zusammenhang keine Ausnahme dar. 

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