Die Einrohrheizung: Aufbau und Funktionsweise | Klimaworld

Einrohrheizungen – Heizkörper im Ringsystem 

In Deutschland sind aktuell noch ungefähr 1,5 Millionen Einrohrheizungen in Betrieb. Die zwischen 1975 und 1985 häufig verbaute Heizung ist inzwischen allerdings nicht mehr so beliebt, wie sie es noch vor einigen Jahrzehnten war. Moderne Zweirohrsysteme erzielen deutlich geringere Heizkosten, arbeiten effizienter und bieten einen höheren Komfort. Warum das so ist, wie Einrohrheizungen funktionieren und worin die Unterschiede zu Zweirohrheizungen liegen, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

> Wie sind Einrohrheizungen aufgebaut und wie funktionieren sie?
> Was ist der Unterschied zwischen Einrohr- und Zweirohrheizungen?
> Woran erkennt man, dass eine Einrohrheizung verlegt ist?
> Welche Vor- und Nachteile haben Einrohrheizungen?
> Welche sinnvollen Optimierungsmaßnahmen gibt es für Einrohrheizungen?

Aufbau und Funktionsweise von Einrohrheizungen 

Bei Einrohrheizungen handelt es sich um Heizsysteme, welche mithilfe einer Ringleitung alle angeschlossenen Heizflächen mit Heizungswasser versorgen. Das erwärmte Wasser durchströmt dabei nacheinander alle Heizkörper, ohne dass eine separate Regulierung möglich ist. Dadurch gibt das warme Wasser immer einen Teil der Energie ab. Sowohl der Vorlauf als auch der Rücklauf des Heizsystems ist über eine gemeinsame Rohrleitung, auch Ringleitung genannt, miteinander verbunden. Um den Wasserumlauf in Einrohrheizungen in Gang zu bringen, kommen Umwälzpumpen zum Einsatz. Diese pumpen Warmwasser durchs Heizsystem und bauen eine Druckdifferenz auf. Sie ist die notwendig, um gewisse Widerstände im System (z.B. Steigungen) zu überwinden.

Grundsätzlich gibt es zwei Varianten der Einrohrheizungen: 

  • Reihenschaltung: Die einfachste Variante ist die Reihenschaltung. Bei dieser strömt das Heizungswasser nacheinander durch die einzelnen Heizflächen. Die separaten Heizkörper sind bei dieser Art der Einrohrschaltung nicht regulierbar. Das Rücklaufwasser trifft, aufgrund der Einrohr-Konzeption, teilweise auf heißes Vorlaufwasser. Dadurch entsteht ein Wärmeverlust. 
  • Bypass-Schaltung: Die Bypass-Schaltung ist eine Weiterentwicklung der Einrohrheizung, bei welcher Abzweigungen für jeden Heizkörper existieren. Durch diese Form der hydraulischen Parallelschaltung ist es möglich, die einzelnen Heizkörper an das System anzuschließen und getrennt voneinander zu regulieren. 

Bei beiden Varianten ist sowohl eine senkrechte als auch eine waagerechte Verrohrung möglich: 

  • Vertikaler Heizkreislauf: Einrohrheizungen mit einem senkrechten Heizkreis verfügen über Einrohrstränge, welche von oben nach unten verlaufen. Die Verteilung des Heizwassers beginnt am höchstgelegenen Heizkörper. Über Armaturen mit Bypassstrecke sind die Heizkörper der untereinander liegenden Wohneinheiten verbunden. Häufig ist bei dieser Art der Verrohrung der Volumenstrom sehr hoch. Dadurch ist eine enorme Pumpenleistung notwendig. Ein energieeffizienter Betrieb ist bei der vertikalen Verrohrung dadurch nicht möglich.
  • Horizontaler Heizkreislauf: Bei einer waagerechten Anordnung der Rohre besteht meist eine Verbindung der Heizkörper über Ringleitungen. Spezielle Ventile, welche in die Ringleitung integriert sind, verbinden die Radiatoren miteinander. Bei dieser Variante ist jedem Heizkörper ein spezifischer Volumenstrom zugedacht. Dieser berechnet sich aus der Anzahl der in Reihe geschalteten Heizkörper.

Gut zu wissen: 

Eine besondere Form der Einrohrheizung ist die Perpendikelheizung. Diese wird als Umkehrheizung bezeichnet. Die Flussrichtung im Rohr wechselt bei dieser Heizung regelmäßig. Durch den kontinuierlichen Wechsel zwischen Vor- und Rücklauf ist es über eine längere Zeit gesehen möglich, alle Heizkörper auf eine annähernd gleiche Temperatur zu bringen. 

Was ist der Unterschied zwischen Einrohr- und Zweirohrheizungen? 

Während in Einrohrheizungen das Warmwasser nacheinander die Heizkörper durchströmt, verfügen Zweirohrheizungen über zwei Rohre. Eines leitet dabei das Heizwasser zu den Heizkörpern, ein anderes leitet es zurück in den Heizkreislauf. Dementsprechend sind bei modernen Zweirohrheizungen die Vor- und Rücklaufleitungen voneinander getrennt. Im Vergleich zu Einrohrsystemen benötigen Zweirohrheizungen daher mehr Rohrmeter. Jedoch ist die Heizleistung dieser Systeme deutlich besser als die der Einrohrsysteme.  

Insbesondere da bei Zweirohrheizungen deutlich weniger Übertragungsverluste entstehen und durch einen hydraulischen Abgleich die Menge des durchfließenden Wassers der einzelnen Heizkörper regulierbar ist. Der thermische Mehraufwand der Einrohrheizungen gegenüber den Zweirohrsystemen liegt bei ungefähr 20 %, während die elektrische Mehrbelastung rund 70 % ausmacht. 

Woran erkennt man, dass eine Einrohrheizung verbaut ist? 

Der Einbau von Einrohrheizungen ist nicht mehr zeitgemäß. Insbesondere, da die Einrohrsysteme im Vergleich zu Zweirohrheizungen deutlich teurer, ineffizienter und unpraktischer sind. Vor allem in den 70er- und 80er-Jahren wurden in zahlreichen Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern Einrohrsysteme eingebaut. Aktuell verfügen in Deutschland noch schätzungsweise 1,5 Millionen Haushalte über ein Einrohrsystem. 

Am Heizkörper lässt sich oft erkennen, ob es sich um ein Einrohr- oder Zweirohrsystem handelt. Während bei Einrohrsystemen sowohl die Vorlauf- als auch die Rücklaufleitung in einer gemeinsamen Armatur enden, gibt es bei Zweirohrheizungen kein wasserführendes verbindendes Rohrelement zwischen der Vor- und Rücklaufleitung. Diese Heizsysteme sind häufig nach dem Prinzip der Parallelschaltung installiert. Sind die Leitungen unter dem Putz oder im Fußboden verlegt, ist eine Identifizierung allein anhand des Heizkörpers schwierig. Spezialventile sind jedoch ein Hinweis darauf, dass es sich um ein Einrohrsystem handelt.

Welche Vor- und Nachteile haben Einrohrheizungen? 

Folgende Vor- und Nachteile ergeben sich durch Einrohrheizungen:

Vorteile Nachteile
  • Geringe Kosten
    Aufgrund des geringen Bedarfs an Rohrleitungen fallen sowohl die Anschaffungs- als auch die Montagekosten geringer aus. 
  • Hohe Vorlauftemperaturen
    Die hohen Vorlauftemperaturen ermöglichen eine schnelle Erhitzung der Heizkörper. 
  • Hoher Stromverbrauch
    Da das Heizungswasser auch bei ausgeschalteten Heizkörpern permanent durch die Rohrleitungen zirkuliert, ist die Umwälzpumpe stetig in Betrieb. Dieser Dauerbetrieb sorgt für einen hohen Stromverbrauch. 
  • Anfällig für Defekte
    Die Reihenschaltung der Heizkörper macht das Heizsystem anfällig für Defekte. Denn sobald an einer beliebigen Stelle ein Defekt auftritt, wirkt sich dieser auf das gesamte Heizsystem aus. 
  • Sinnvolle Temperaturregulierung schwierig
    Die hohen Vorlauftemperaturen haben zur Folge, dass bereits über die Rohrleitungen geheizt wird. Dadurch gestaltet sich eine sinnvolle Temperaturregulierung schwierig. 
  • Wärmeverluste
    Durch die Reihenschaltung ergeben sich nach jedem durchströmten Heizkörper Wärmeverluste. 
  • Inkompatibilität mit modernen Geräten
    Aus einzelnen ausgeschalteten Heizkörpern resultiert ein zu heißer Rücklauf. Diese zu geringe Temperaturspreizung zwischen Vor- und Rücklauf ruft unterschiedliche Probleme hervor. So auch Komplikationen bei der Wärmeabnahme am Heizkessel und Inkompatibilitäten mit modernen Brennwertgeräten. 

 

Gut zu wissen: 

Der Wärmeverlust, welcher sich von Heizkörper zu Heizkörper ergibt, wird in vielen Heizsystemen durch größer werdende Heizkörper kompensiert. Je weiter die Entfernung zwischen der Heizfläche und dem Heizkessel, desto größer der Heizkörper. Dadurch fließt ausreichend Warmwasser durch diesen, um den Raum entsprechend der gewünschten Temperatur zu heizen. 

Welche sinnvollen Optimierungsmaßnahmen gibt es für Einrohrheizungen? 

Aufgrund der bekannten Nachteile von Einrohrsystemen raten Experten häufig zu einer Komplettsanierung des Heizsystems. Folgende sinnvolle Optimierungsmaßnahmen bringen eine merkliche Heizkostenersparnis mit sich: 

  • Hydraulischer Abgleich: Ein hydraulischer Abgleich ermöglicht es dem Heizsystem, die einzelnen Heizkörper mit der jeweils passenden Menge an Warmwasser zu versorgen, da die Durchflussmenge und die Vorlauftemperatur optimiert werden. 
  • Dämmung der Heizungsrohre: Die Dämmung der Heizungsrohre ermöglicht es, den thermischen Mehraufwand der Einrohrheizung um rund 20 % zu reduzieren.
  • Modernisierung der Umwälzpumpe: Der Austausch der alten Umwälzpumpe gegen ein modernes, effizienteres Gerät verringert darüber hinaus den Stromverbrauch. 
     

Die Kombination aller dieser Maßnahmen ermöglicht es, die Heizkosten deutlich zu mindern und einige Nachteile der Einrohrsysteme auszugleichen. Dennoch ist auf lange Sicht die Umrüstung zu einem Zweirohrsystem deutlich energieeffizienter, umweltfreundlicher und kostensparender.

Einrohrheizung: ein veraltetes System 

Einrohrheizungen existieren hauptsächlich in Bestandsgebäuden, eingebaut wird diese Heizungsart heutzutage nicht mehr.  Obwohl es mit günstigen Anschaffungs- und Montagekosten punkten kann, bringt es im Gegensatz zu modernen Systemen zahlreiche Nachteile mit sich. Neben dem Komfort leidet die Effizienz deutlich, woraus hohe Strom- und Brennstoffkosten resultieren.  

Einige Optimierungsmaßnahmen ermöglichen zwar eine deutliche Kostenersparnis, dennoch ist es langfristig sinnvoll, die Komplettsanierung des Einrohrsystems hin zu einer Zweirohrheizung anzustreben. Nur dadurch ist es möglich, von der modernen Anlagetechnik und günstigeren Heizkosten zu profitieren. Tauschen Sie Ihre alte Heizung gegen eine umweltfreundliche Variante aus, können Sie staatliche Förderung in Anspruch nehmen. Mehr dazu erfahren Sie im Blogartikel zur aktuellen BAFA-Förderung. 

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