Die Berechnung der Heizlast Ihrer Heizung | Klimaworld

Wie viel Heizlast benötigt meine Heizung? So berechnen Sie Ihren Bedarf.

So unterschiedlich die Wohnrealitäten der Menschen sind, so unterschiedlich sind die Anforderungen, die an die vorhandenen Heizsysteme gestellt werden. Großes Einfamilienhaus am Waldesrand, kleines Einzimmer-Appartement in der Stadt – die Heizungsanlage kann nur dann effizient arbeiten, wenn sie perfekt auf ihren Einsatzort abgestimmt ist. Anhand ein paar kurzer Berechnungen wird schnell klar, welche Heizlast oder auch Heizleistung die zukünftige Heizung ungefähr erbringen muss. Die exakten Werte kann allerdings nur ein ausgewiesener Fachmann ermitteln. Im Artikel lesen Sie, wie Sie generell die Heizleistung für Heizungen überschlagen und erhalten einen Überblick zur Thematik. Detaillierter Infos zur Berechnung der Heizlast speziell bei Wärmepumpen, lesen Sie im ausführlichen Artikel: Heizlast und Stromverbrauch von Wärmepumpen berechnen.   

> Wann und warum muss die Heizlast berechnet werden?
> In welcher Einheit wird die Heizlast angegeben?
> Gibt es eine Faustregel zur Berechnung der Heizlast?
> Wie beeinflusst die Quadratmeteranzahl die Heizlast?
> Wie berechnet ein Fachmann die benötigte Heizlast?
> Welche Schritte sind zur Berechnung der Heizlast nötig?
> Wie unterscheidet sich die Ermittlung der Heizlast in Altbauten und Neubauten?

Wann und warum muss die Heizlast berechnet werden?

So unklar die Antwort auf die Frage nach der pauschalen Heizleistung für ein Haus oder eine Wohnung auch ist, so klar ist sie, wenn es darum geht, wann und warum die Heizlast überhaupt berechnet werden muss. Jeder Immobilienbesitzer kommt mindestens einmal in seinem Leben an diesen Punkt.
Wann muss die Heizlast berechnet werden? Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten. Dann, wenn eine neue Heizung eingebaut wird. Egal, ob sie Teil eines komplett neu geschaffenen Wohnbereichs ist, oder die Nachrüstung eines bereits bestehenden Systems ansteht.

● Warum muss die Heizlast berechnet werden? Auch in diesem Fall stellt die Antwortfindung keine unlösbare Aufgabe dar. Die Heizleistung muss berechnet werden, weil Haus nicht gleich Haus, und Wohnung nicht gleich Wohnung ist. Jede Wohnumgebung stellt unterschiedliche Anforderungen an das Heizsystem. Sei es von der Quadratmeteranzahl her, oder hinsichtlich der vorhandenen Dämmung. Damit die Heizung auch ganz genau zum Haus oder zur Wohnung passt, und nicht ineffizient arbeitet, muss vor dem Kauf die benötigte Leistung berechnet werden.

In welcher Einheit wird die Heizlast angegeben?

Heizungssysteme sorgen dafür, dass der Wärmeverlust unserer Häuser und Wohnungen ausgeglichen wird, und es innerhalb unserer eigenen vier Wände stets wohlig warm bleibt, wenn es vor der Tür regnet und stürmt. Um das zu erreichen, müssen die Heizungen eine, den Gegebenheiten angepasste, Leistung erbringen. Und die wird in Kilowatt (kW) gemessen.

Definition Kilowatt
Watt ist die Einheit für die Leistung und entspricht einem Joule pro Sekunde. Ein Kilowatt ist die tausendfache Menge eines Watts. Übrigens: Benannt wurde die Maßeinheit nach James Watt, dem Quasi-Erfinder der Dampfmaschine.

Gibt es eine Faustregel zur Berechnung der Heizlast?

Eine Sache gleich vorweg: Die exakte Heizlast muss unbedingt von einem Fachmann ermittelt werden. Er weiß, welche Faktoren er in seinen Berechnungen berücksichtigen muss. Um sich eine Grundlage für Beratungsgespräche mit dem Profi schaffen zu können, ist es nicht verkehrt, selbst eine Überschlagsrechnung anzustellen. Um den ungefähren Wert der benötigten Heizlast zu berechnen, hat sich folgendes Vorgehen bewährt:

Die Division des bekannten Verbrauches pro Jahr durch die Anzahl der Betriebsstunden einer Heizung, ergibt einen ungefähren Richtwert hinsichtlich der Heizleistung.

Beispiel: Der Jahresbedarf eines Einfamilienhauses liegt bei 25.000 kWh/a (Kilowattstunden pro Jahr). Die Betriebszeit beläuft sich auf 2.200 Stunden. Also: 25.000/2200= 11,36. Die Heizlast beträgt also rund 11 kW.

Wie beeinflusst die Quadratmeteranzahl die Heizlast?

Neben der Überschlagsrechnung bietet die zu beheizende Grundfläche einen groben Richtwert hinsichtlich der benötigten Heizleistung. Da sich im Laufe der Jahre aber Bauweisen und die Qualität der Dämmungen verändert und stetig verbessert haben, hat das Baujahr der Immobilie einen großen Einfluss.

Baujahr Heizlast / m² im Einfamilienhaus
bis 1958 180 W/m²
1959 - 1968  170 W/m²
1974 - 1977  115 W/m
1978 - 1983  95 W/m²
1984 - 1994 75 W/m²
ab 1995 60 W/m²


Kombiniert mit der zu beheizenden Fläche lässt sich der Wärmebedarf ermitteln.

Beispiel: Ein Einfamilienhaus aus dem Jahr 1984, mit einer Wohn-/Nutzfläche von 175m² benötigt eine Wärmeleistung von rund 12,25 kW. Die dazugehörige Rechnung sieht folgendermaßen aus: 175(m²) x 75 (W/m) = 12.250 (W) -> 12,25 kW.

So berechnet der Fachmann die benötigte Heizlast

Das soeben präsentierte Musterbeispiel ist hilfreich, um sich einen groben Überblick über die Ausgangslage zu verschaffen. Um die exakte Heizlast zu ermitteln, muss eine Vielzahl weiterer Faktoren in die Rechnung mit einfließen. Wie erwähnt: Ein Fall für den Profi

Ausgesprochen wichtig ist zum Beispiel das Ausmaß der zu beheizenden Fläche. Je größer diese ist, desto höher muss die Heizleistung sein. Wichtig ist außerdem die Lage der Immobilie, von ihr hängt die tiefste im Winter gemessene Außentemperatur maßgeblich ab, und die beeinflusst die benötigte Energie. Die Liste der weiteren Faktoren ist lang. Der Fachmann muss bei seinen Berechnungen folgende Umstände bedenken:

  • anvisierte Raumtemperatur
  • Gebäudedämmung
  • Luftwechselrate
  • Wärmespeicherfähigkeit
  • Ausrichtung des Objekts
  • geometrische Eigenschaften des Objekts
  • Verhältnis zwischen Hüll- und beheizter Fläche
  • Grundwassertiefe
  • Windverhältnisse

Genormt
Damit sie auch nichts übersehen, folgen Fachleute bei ihren Berechnungen spezifischen Vorgaben. Die sind in der Norm DIN EN 12831 festgehalten. Der Name klingt zwar etwas sperrig, lässt aber keinen Zweifel über den Normzweck aufkommen. “Energetische Bewertung von Gebäuden - Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast”. Mit Hilfe dieser Richtlinien können nicht nur Heizungsleistungswerte für ganze Gebäude, sondern auch für einzelne Räume berechnet werden.

Die drei Schritte zur Berechnung der Heizlast

Hat sich der Profi einen Überblick über die Gegebenheiten verschafft, macht er sich an die Berechnung. Diese läuft prinzipiell in drei Phasen ab. Nachdem die Transmissionswärmeverluste bestimmt wurden, folgt die Ermittlung der Lüftungswärmeverluste. Abgeschlossen wird der Prozess durch die Berücksichtigung der Aufheizreserven. Was genau bedeutet das im Detail?

  • Transmissionswärmeverluste: Dieser Wert veranschaulicht, wie viel Wärme ein Haus oder eine Wohnung an die Umgebung verliert, wie viel also durch Türen, Fenster, Wände und das Dach verloren geht. Zur groben Orientierung: Je kleiner der Wert, desto niedriger der Wärmeverlust.

Beispiel: Beim Verlust von 7W, gibt das Haus kontinuierlich 7 Watt an seine Umgebung ab. Beträgt der Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen 15° C, was während einer Heizperiode absolut üblich ist, gehen permanent 105 W verloren.

  • Lüftungswärmeverlust: Wärme verlässt das Haus/die Wohnung nicht nur über Fenster, Türen, Wände etc., sondern natürlich auch beim Lüften und durch Schwachstellen in der Dämmung. Mit der Frequenz dieses Luftaustauschs steigt auch der Wärmeverlust.
  • Aufheizreserven: Wände geben nicht nur gespeicherte Wärme an den Raum ab, sie nehmen sie auch auf. Besonders beim Start des Heizbetriebs entziehen sie dem Zimmer somit Wärme, es dauert deshalb etwas länger, bis sich Innenräume erwärmen. Die Heizung muss in dieser Phase mehr leisten als im Normalbetrieb. Das tut sie, indem sie die Vorlauftemperatur des Heizsystems erhöht.

Ein weiterer wichtiger Punkt, den es zu beachten gilt: Heizungen erwärmen nicht nur die Räume des Hauses/der Wohnung, sondern natürlich auch das Trinkwasser. Auch dafür muss Heizleistung erbracht werden. Ihr Umfang ist abhängig von der Art der Warmwassererzeugung, also ob es sich um ein Speicher- oder ein Durchlaufsystem handelt.

Unterschiedliche Ermittlung der Heizlast in Altbauten und Neubauten

Das Verfahren zur Ermittlung der Heizleistung ist für Altbauten und Neubauten gleich. Der Unterschied liegt in der zur Verfügung stehenden Datenmenge. Bei Neubau sieht es dahingehend nämlich oft besser aus als bei einem Altbau.
Neubau: Die Berechnung erfolgt vollständig nach den in der DIN EN 12831 festgelegten Vorgehensweisen. Die Bestimmung der benötigten Heizlast ist hier sehr genau.
Altbau: In diesen Fällen fehlen oftmals Unterlagen oder Aufzeichnungen über wichtige Parameter. Als Alternative zur exakten Berechnung bieten sich statistische Verfahren, Auslastungsmessungen oder schlicht eine Schätzung an. Die weiter oben erwähnte Überschlagsrechnung ist ebenfalls hilfreich. Ist der jährliche Kilowattstundenverbrauch nicht bekannt, ist der Brennstoffverbrauch in Litern (Heizöl) oder Kubikmetern (Gas) ein guter Richtwert. Pro Liter/Kubikmeter liefern diese Energieträger um die 10 Kilowattstunden.

Fazit: Berechnung der Heizlast

Die Ermittlung der zu erbringenden Heizlast ist nicht sonderlich schwierig. Zumindest, wenn es um eine überschlagsmäßige Annäherung an den tatsächlichen Wärmebedarf geht. Damit ein System allerdings mit höchster Effizienz arbeiten kann, ist die Berechnung der benötigten Heizleistung unbedingt von einem Fachmann durchzuführen. Zu viele Variablen wie beispielsweise Transmissionswärmeverlust, Aufheizreserven, Lüftungsverlust, Temperaturdifferenzen zwischen Innenraum und Umgebung oder Baujahr der Immobilie gilt es zu beachten. Was für den Laien verwirrend klingen mag, handelt der Profi anhand eines detaillierten Leitfadens ab, ermittelt für jede Immobilie die entsprechende Wärmeleistung und findet somit das passende Heizungsmodell. Genauere Infos zur Berechnung der Heizlast speziell bei Wärmepumpen, lesen Sie im Artikel Heizlast und Stromverbrauch von Wärmepumpen berechnen.

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