Was ist eine Strom Cloud und wie funktioniert sie? | Klimaworld

Was ist eine Strom Cloud und wie funktioniert sie?

Selbst Besitzer modernster Photovoltaikanlagen sehen sich phasenweise mit einer Problem konfrontiert: der Abhängigkeit von Region und Jahreszeit. Aus diesem Grund ist es oft nicht möglich, den benötigten Strom zu 100 Prozent selbst zu erzeugen. Hier sollen sogenannte Strom Clouds oder Strom-Communities Abhilfe leisten und die Nutzer komplett unabhängig vom regionalen Stromnetz machen. Doch wie funktioniert das Prinzip einer Strom Cloud? Welche Vor- und Nachteile bringt die Nutzung mit sich? Und kann sie die Hoffnung auf vollständige Autarkie erfüllen? Die Antworten auf diese Fragen finden Sie im folgenden Blogbeitrag.

> Was versteht man unter einer Strom Cloud?
> Welche Kosten entstehen bei einer Strom Cloud?
> Welche Vorteile hat eine Strom Cloud?
> Welche Nachteile hat eine Strom Cloud?
> Lohnt sich eine Strom Cloud für mich?
> Fazit: Was muss ich bei einer Strom Cloud beachten?

Was versteht man unter einer Strom Cloud?

Mit einer Photovoltaikanlage lässt sich auf nachhaltige sowie umweltfreundliche Weise Energie und Strom produzieren. Im Sommer läuft die Produktion dank der vielen intensiven Sonnenstunden auf Hochtouren. Doch was passiert im Winter, wenn die Sonnenstunden immer weniger werden? Hier kommt die Strom Cloud ins Spiel.

Eine Strom Cloud können Sie sich wie eine Daten-Cloud vorstellen, nur dass eben Strom anstelle von Dokumenten oder Dateien gespeichert wird. Der Grundgedanke ist der gleiche: Das, wofür es keinen Platz mehr gibt, wird ausgelagert. Dies bedeutet im Falle einer Photovoltaikanlage, dass der im Sommer überschüssig produzierte Strom über das Stromnetz zu der Cloud des Anbieters fließt. Wenn dann die dunkle Jahreszeit anbricht, können Sie ganz einfach auf den gespeicherten Strom zurückgreifen.

Auf der technischen Ebene wird jeder, der an der Strom Cloud beteiligt ist, mit einem sogenannten Smart Meter ausgestattet. Dieser Zähler meldet online, ob ein Stromüberschuss oder ein Strombedarf besteht. Die Steuersoftware der Cloud bündelt diese Informationen und gleicht sie so ab, dass Nachfrage und Angebot innerhalb der Cloud automatisch ausbalanciert werden.

Welche Kosten entstehen bei einer Strom Cloud?

In der Regel erfolgt die Abrechnung folgendermaßen: Haben Sie am Ende des Jahres mehr Strom in die Cloud eingespeist, als Sie verbraucht haben, bekommen Sie die Differenz zum aktuell gängigen Preis ausgezahlt. Im Umkehrfall bezahlen Sie die Differenz. Grundlage für die Berechnung ist die auf die jeweilige PV-Anlage zutreffende Einspeisevergütung pro Kilowattstunde. Je nach Anbieter kann das Angebot variieren. Eine Grundgebühr für die Nutzung der Strom Cloud ist ebenfalls nicht unüblich. Ansonsten fallen noch die Kosten für den Stromzähler und dessen regelmäßige Ablesung an.

Welche Vorteile hat eine Strom Cloud?

Neben der Kostenersparnis bringt eine Strom Cloud noch weitere Vorteile mit sich:

  • Überschüssige Energie wird von allen Anlagenbesitzern in die Strom Cloud eingespeist und das ganz automatisch. Es entsteht kein zusätzlicher Aufwand.
  • Es erhalten die Personen Strom aus der Cloud, die selbst zu wenig Strom produzieren, um den Eigenbedarf zu decken. Dies geschieht automatisiert ohne eine zusätzliche Antragstellung oder andere bürokratische Hürden.
  • Produzieren Sie zu viel Strom für den hausinternen Speicher, wird der überschüssige Strom in die Cloud geleitet und steht dort den Hausbesitzern zur Verfügung, die Bedarf haben.

In einem System wie der Strom Cloud sind Sie nicht nur Verbraucher, sondern ein Erzeuger erneuerbarer Energie und das in einem größeren Maßstab, als es mit dem eigenen Haus machbar wäre.

Zwar produzieren Sie mit einer Strom Cloud Ihren Strom immer noch nicht zu 100 Prozent selbst, dafür können Sie sicher sein, dass die anderen Personen, die Strom in die Cloud einspeisen, einen ähnlichen Ansatz wie Sie verfolgen. Das bedeutet, dass der Strom tatsächlich aus umweltfreundlichen Quellen stammt. Gewöhnlich produzieren Sie, sofern ein Batteriespeicher vorhanden ist, ca. 70 Prozent Ihres Strombedarfs selbst und müssen die restlichen 30 Prozent von einem Versorger einkaufen, der wahrscheinlich nicht nur auf Ökostrom setzt.

Welche Nachteile hat eine Strom Cloud?

Liest man sich die Vorteile einer Strom Cloud durch, so erhält man den Eindruck, als sei diese die optimale Lösung, um 100 Prozent Ökostrom zu beziehen und gleichzeitig eine gewisse Autarkie aufrechtzuerhalten. Allerdings ist das Cloud-Modell mit einigen Nachteilen verbunden, die man als Verbraucher bedenken sollte:

  • Als neuer Strom Cloud-Nutzer tritt man zunächst die Einspeisevergütung an den jeweiligen Anbieter ab.
  • Für die Cloud wird eine monatliche Grundgebühr fällig, für die es oft keine Preisgarantie gibt. Die Grundgebühr beträgt in der Regel zwischen 15 und 35 Euro.
  • Sollten Sie am Ende des Jahres doch noch Strom zukaufen müssen, kann es richtig teuer werden: Der Preis pro Kilowattstunde bei den Cloud-Anbietern liegt in vielen Fällen deutlich über dem eines klassischen Stromanbieters

Allgemein sollten Sie stets im Hinterkopf behalten, dass die Cloud-Anbieter Geld verdienen wollen. Ein ebenfalls nicht zu vernachlässigender Aspekt ist die Steuer. Wer eine Photovoltaikanlage erwirbt und den überschüssigen Strom einspeist, der hat im steuerlichen Sinne eine Gewinnerzielungsabsicht. Dies bedeutet, dass die Einnahmen im Laufe der steuerlichen Betrachtungszeit von üblicherweise 20 Jahren mindestens so hoch sind wie die Ausgaben (inklusive Abschreibungen). Daraus ergibt sich für den Betreiber einer Photovoltaikanlage eigentlich der Vorteil, dass er vorsteuerabzugsberechtigt ist und die im Kaufpreis enthaltene Mehrwertsteuer von 19 Prozent vom Finanzamt erstattet bekommt. Lediglich Anlagen bis 10 kWp sind nicht steuerpflichtig.

Je nachdem, für welche Anlage Sie sich entscheiden, kann dies ein Betrag von mehreren Tausend Euro sein.  Es kann vorkommen, dass das Finanzamt die Gewinnerzielungsabsicht bei bestimmten Strom Cloud-Tarifen, die lediglich der Deckung des Eigenbedarfs dienen, nicht anerkennt. Im schlimmsten Fall muss die Vorsteuer zurückgezahlt werden. Daher ist es ratsam, vorab mit dem Finanzamt oder dem Steuerberater Rücksprache zu halten.

Einige Anbieter verkaufen Komplettpakete, die aus der Anlage und der Strom Cloud bestehen. Dies ist für Sie als Kunden zunächst komfortabel. Allerdings nimmt Ihnen ein solches Komplettpaket die Wahlfreiheit bezüglich des Photovoltaik-Herstellers und des heimischen Speichers. Sollte der Strombedarf aus bestimmten Gründen ansteigen, lässt sich ein solches System außerdem nur schwer nachrüsten.

Lohnt sich eine Strom Cloud für mich?

Es gibt verschiedene Faktoren, die darüber entscheiden, ob sich der Nutzen einer Strom Cloud beziehungsweise "Strom-Gemeinschaft" lohnt, und ob sich damit tatsächlich der Verbrauch mit „eigenem“ Solarstrom decken lässt. Vergleiche zwischen Anbietern gestalten sich in vielen Fällen schwierig, da die angebotenen Tarife, Zusatzkosten, Erlösmöglichkeiten und zum Beispiel die technische Ausstattung der Stromspeicher variieren. Die tatsächlichen Kosten einer Cloud können außerdem dadurch verdeckt werden, indem die Einspeisevergütung des Kunden mit dem aus der Cloud bezogenen Strom verrechnet wird.

Die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Wirtschaftlichkeit von Strom Cloud-Anbietern und deren Tarife sind:

  • Die tatsächlichen Investitionskosten der Anlagen- bzw. Speicher-Systeme inklusive der Installation und allen weiteren Services
  • Die Vertragslaufzeit der Stromtarife insbesondere hinsichtlich der Strompreisanpassung/ -steigerungen und der Konditionen der einzelnen Cloud-Pakete
  • Die Leistung der Solaranlage und die Kapazität, Lade- und Entladeleistung sowie Autarkiegrad des Speichersystems
  • Die Zuverlässigkeit in Bezug auf die Refinanzierung (Grundgebühr, Einnahmen aus Primärregelleistung, Redispatch und Einbehalt der EEG-Einspeisevergütung)

Was ist ein Redispatch?
Alle verfügbaren Kraftwerke übermitteln ihre Fahrpläne an die Übertragungsnetzbetreiber. Auf der Basis dieser Fahrpläne erstellen letztere für den nächsten Tag eine Übersicht der voraussichtlichen gesamtdeutschen Ein- und Ausspeisung auf Netzebene, indem eine Netzbelastungsberechnung durchgeführt wird. Sie schauen sich an, welche Teile des Stromnetzes wie stark beansprucht würden.

Damit die Anzahl der kurzfristigen Eingriffe in die Fahrweise von konventionellen und regenerativen Kraftwerken am entsprechenden Tag möglichst gering ausfällt und die Netzstabilität garantiert werden kann, wird schon am Vortag das Ergebnis der Netzbelastungsberechnung genutzt, um die Kraftwerksbesitzer zur Verschiebung der geplanten Stromproduktion anzuweisen. Auf diese Weise können vorausschauend und gezielt Netzengpässe vermieden werden. Die Anweisung zur Verschiebung der Stromproduktion wird Redispatch genannt.

Erfahrungen haben gezeigt, dass eine Strom Cloud dann besonders wirtschaftlich ist, wenn die Photovoltaikanlage mit Speicher individuell geplant wurde und sich somit an ihren Verbrauchsdaten und Nutzungsgewohnheiten orientiert. Daher ist es stets sinnvoll eine Ihre Bedürfnisse angepasste Planung durchführen zu lassen. Auf diese Art und Weise können Sie gegenüber einer Paketlösung wesentliche Einspareffekte erzielen.

Fazit: Was muss ich bei einer Strom Cloud beachten?

Mit der Nutzung einer Strom Cloud fallen unter Umständen nicht nur Steuervorteile weg, bei vielen Anbietern können Sie zudem nicht selbst über das Modell der Photovoltaikanlage und des Speichers entscheiden. Mögliche Probleme, wenn Sie mehr oder weniger Strom als vereinbart produzieren, sollten nicht außer Acht gelassen werden. So haben Sie nicht die Möglichkeit, bei steigendem Strombedarf auf einfache Weise nachzurüsten. Auf der anderen Seite Können Sie mithilfe einer Strom Cloud auch in der dunklen Jahreszeit auf Sonnenstrom zurückgreifen.

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